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Elton John und Band Live in Kiew
Bericht von Phillip:
Gleich am Anfang möchte ich betonen, dass ich nicht für Elton in
die Ukraine geflogen bin, sondern für Queen. Die Rockband Queen
sollte für jeden ein Begriff sein und es gibt wirklich sehr wenige Leute die
Queen gar nicht mögen. Eigentlich wollte ich
sie im Sommer auf dem Sonisphere Festival in Knebworth bei London sehen, hatte
auch schon eine Karte bis das Festival vom Veranstalter
komplett abgesagt wurde. Queen spielt stattdessen zwei Shows in London, die aber
unter der Woche liegen, so dass ich
dort nicht hingehen könnte (später wurde noch einen Zusatzshow an einem Samstag
hinzugefügt). Queen ist schon seit mehreren Jahr nicht mehr auf Tour und die
beiden übrig gebliebenen Bandmitglieder Roger Taylor und Brian May
(Freddie verstarb in den 90ern und der Bassist John Deacon ist aus der Band
ausgestiegen) sind meist mit eigenen Projekten beschäftigt, so dass die letzte
Queen Tour mit Paul Rodgers 2009 zu Ende ging. Diesen Sommer hat sich Queen mit
dem Castingshowgewinner
Adam Lambert aufgerafft um einige wenige Shows (keine richtige Tour) zu spielen.
Somit stand für mich fest,
dies ist wahrscheinlich eine der letzten Chancen Queen überhaupt mal live zu
erleben.
Neben Kiev und den drei London Shows gibt es nur noch ein Konzert
in Breslau und eines in Moskau. Eigentlich
konnte ich bei dem Konzert in Kiew gar nicht mit dabei sein, da an dem Tag Paul
McCartney in Dänemark eingeplant wurde.
Dieser sagte sein Konzert jedoch auch ab (zufälligerweise kurz nach der
Ankündigung von Queen und Elton in Kiew), so dass
ich mich spontan für Kiew entschied!
Am Freitag früh (Konzert war am Samstag) flog ich mit WizzAir von
Köln in die Ukraine, wo mich eine Freundin (Polina) erwartete,
bei der ich freundlicherweise auch übernachten durfte. Den gesamtem Freitag über
wurde mir Kiew aus der Perspektive
einer Einheimischen gezeigt. Die Stadt hat richtig viel zu bieten und ist ganz
anders, als man es sich vorstellt. Die
Medien berichten meist negativ über die Ukraine, oft hat das auch seine
Richtigkeit, nehmen wir mal gewalttätige Polizisten
gegenüber Demonstranten, Wahlbetrug, Julia Timoschenko und die getöteten Hunde
zur EM.
Leider verzerrt diese Berichterstattung das subjektive Empfinden
für ein Land, dass man noch gar nicht kennt. Denn die
Einwohner werden nicht erwähnt. Alles ist nur politisches Getue!
Kiew ist nicht arm und heruntergekommen. Die Stadt könnte von ihrem Aussehen her
(auch in den Vororten die ich kennen
lernen durfte, weitab der EM) mit vielen westeuropäischen Städten mithalten. Die
Menschen sind alle sehr freundlich und sprechen
meist Englisch. Oft wurde ich von wildfremden angesprochen, die sich etwas mit
mir unterhalten haben.
Mein Eindruck ist ein sehr positiver! Kiew ist modern und überaus
ausländerfreundlich.
Für das Konzert gab es einen extra Premiumbereich, in den man nur
mit Tickets reinkam. Diese Tickets wurden für Elton John
Fans von dem ukrainischen Fanclub verteilt, der sich am
Nachmittag in einer Pizzeria zum Lunch around the world traf. Später stellte
sich heraus, dass dieser Premiumbereich, den komplette Bereich vor der Bühne
darstellt (also alles, was man an Videos
an Zuschauern sieht). Alle Leute ohne Tickets mussten hinter dem großen weißen
VIP Zelt stehen und das Konzert auf einer
Leinwand ansehen. Ich weiß nicht, wie die Tickets vergeben wurden, dass es
trotzdem so viele Fans in diesen großen Premiumbereich
schafften, wahrscheinlich konnte man sich diese Premiumtickets (kostenlos) bei
TV oder Radiosendern abholen. Ich
habe sie, wie gesagt, zusammen mit dem ukrainischen Fanclub erhalten. Das
Fantreffen war wirklich toll. Es waren sehr viele
junge Fans aus allen Teile der Ukraine und Russland anwesen. Teils in EJ, aber
auch in Queen Outfit.
Das Konzert begann um 20 Uhr, während um 16:30 Uhr der
Premiumbereich geöffnet werden sollte.
Wir (die Fans des Fanclubs) waren pünktlich um 16:30 Uhr zum Einlass gemeinsam
vor der Konzertgelände gekommen und versammelten
uns (zusammen mit großen Scharen von Queen Fans) vor dem offiziellen Eingang.
Dort baute gerade eine große Anzahl
von Soldaten und Polizisten (Militär, dass man während dem Konzert wirklich an
jeder Ecke versammelt sehen konnte - etwas
unheimlich...) die Absperrungen auf.
Die Security hatte jedoch noch keine Einlassgitter vor den
Eingang gestellt, so dass sie etwas überrascht von den Fans waren
und diese sehr rabiat zurückdrängten. Da die Fans von hinten
gedrückt haben und von Vorne die Security sich dagegen gestemmt hat
wurde man leider sehr unangenehm eingequetscht, einige Fans werden sich nicht
unerhebliche Prellungen geholt haben! Es wurden schließlich drei Gitter geholt,
die einfach mit voller Wucht in die Fans gerammt wurden, um den Einlass zu organisieren.
Rücksicht auf die sowieso schon eng stehenden Leute wurde keine genommen. Die
Security kam zu fünft und rammte die
Gitter mit voller Wucht immer weiter in die wartenden Fans (wobei es noch
nichtmal unübersichtlich viele waren, etwa 200 Leute
nehme ich an. Da ich zu der Zeit vorne stand, habe auch ich das Gitter
schmerzhaft abbekommen. Ein solche Aggressivität
der Security habe ich in Deutschland noch nicht erlebt!
Später wurde mir mitgeteilt, dass solch ein vorgehen von
Securitys in der Ukraine wohl gewöhnlich sei.
Es wurde drauf geachtet, dass nur Fans mit Premiumtickets in den
Bereich gekommen sind, so dass sich der Platz vor der Bühne (auch
wenn es auf den Videos anders aussieht) nicht zu stark füllte. Es war angenehm
geordnet. Nur hinter dem VIP Zelt, wo der
öffentliche Zugang mit Videoleinwänden war gab es wohl keinen großen Andrang.
Dort standen auch die versprochenen 300.000! Zuschauer. Meiner Meinung nach war
es sehr unfair, dass man zugunsten der VIPs ein
Zelt vor die Bühne knallt, so dass von den 300.000, 250.000 Leute das Konzert
nur auf einer Leinwand sehen können. Obwohl man wirklich versucht hat, alles gut
zu organisieren, war der Standort der Bühne fatal! Der Zuschauerraum war nicht
auf der langen Hauptstraße, wie es am logischsten wäre, sondern parallel dazu
auf einem Platz mit mehreren
langen Treppen. Der rechte Bereich vor der Bühne war durch die Treppen weiter
gesenkt als der linke. Auch ging das Gelände
nach hinten hin abschüssig runter. Zum einen hatte man so von vielen Stellen
eine verschränkte Sicht und zum Anderen stellen diese Treppen ein hohes Sicherheitsrisiko
für die Zuschauer da. Fotos davon (inkl. Stangen, tiefer Löcher im Boden und
einem nicht abgedeckten Kanal) werde
ich demnächst nachreichen. Aber genug gemeckert! Wir kommen jetzt zum Konzert.
Das Konzert stand ganz im Sinne gegen AIDS. Der Eintritt war frei und es sollte
auf die HIV Probleme in der Ukraine aufmerksam machen. Einen zwanzig Minütigen
Einspieler mit allen Infos und Interviews
über AIDS gab es bevor Elton die Bühne betrat.
1% Der Ukrainer sind HIV positiv, nur die hälfte davon weiß
überhaupt, dass sie infiziert sind! Eltons Auftritt war unglaublich gut. Die
Celli spielten wieder ihre 4 Songs als Warm Up während Elton anschließend eine
leicht gekürzte Setlist von sich gab. Die Band wurde nicht vorgestellt, dafür
hielt Elton eine Ansprachen über AIDS und die Rechte
Homosexuelle in der Ukraine, sehr mitreißend!
Dies war übrigens das erste Konzert von mir, bei dem Elton als
Vorband herhalten musste. Es klingt zwar hart, aber genau so war es. Queen hat
Elton die Show gestohlen!
Die meisten Zuschauer sind einfach für Queen gekommen und dies
merkte man auch an den Reaktionen des Publikums. Natürlich machte
Elton super Stimmung, aber Queen konnte einfach nicht getoppt werden. Die Masse
war am Ausflippen, als Brian und Roger die
Bühne betraten! Ich habe übrigens beide Konzerte in etwa 50 Metern Abstand zur
Bühne verfolgt. Direkt an der Bühne hatte ich zu Beginn einen Platz,
wollte aber dort nicht für 8-9 Stunden stehen und machte es mir weiter hinten am
VIP Zelt vor David Furnish gemütlich.
Nicht zu vergessen ist noch der Watford Fan, der am Ende von
Eltons Set auf die Bühne kam, Elton hat ihn zu sich hinaufgebeten
und ein mit ihm Foto gemacht.
Viel mehr kann ich über das Musikalische auch nicht berichten.
Elton war wie immer Top, Queen noch ein bisschen besser (selbst
mit Adam Lambert) und alle Details lassen sich mittlerweile in den Aufzeichnugen
auf youtube mitverfolgen.
Nach den Konzerten war ich einfach unglaublich fertig. Es waren
zwei super Bands auf der Bühne und mit Queen habe ich so sehr mitgegröhlt
(WE WILL, WE WILL ROCK YOU!!!), dass ich GAR nicht mehr reden konnte danach.
Meine Stimme war einfach weg.
Um 1 Uhr endete das Konzert, worauf ich ein Taxi an den Flughafen
nahm und mich dort um 4 Uhr zum Check In meldete.
Geschlafen habe ich dann im Flug nach Dortmund, mit einer
pünktlichen Landung um 8 Uhr morgens
Es war ein tolles Wochende mit vielen tollen Leuten und guter
Musik. Die Ukraine habe ich als wunderbares Land wahrgenommen, dass
ich gerne noch einmal ohne EM genauer kennenlernen möchte.
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